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"Seid wachsam!"

Mit dem 1. Sonntag im Advent fängt in der katholischen Kirche ein neues Kirchenjahr und damit auch ein neues Lesejahr an. Ab sofort ist das Matthäus-Evangelium dran. Und es geht gleich dramatisch los: das Szenario des Weltuntergangs wird drastisch geschildert. Und es ist verbunden mit der Vorstellung vom Wiederkommen des Menschensohnes.

Dass Jesus Christus auf den Wolken des Himmels erscheinen wird, glaubt heute angesichts unseres Wissens über Wasserdampf und das Universum kein – oder mindestens kaum ein – Mensch mehr. Aber Weltuntergangs-Visionen sind uns durch Klimawandel und „Extrem“-Wetter-Erfahrungen im Bewusstsein näher gerückt. Wir wissen seit der Explosion der ersten Atombombe, dass wir Menschen tatsächlich in der Lage sind, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören und das Ende der Menschheit herbeizuführen. Wie Jesus Christus dann in Erscheinung tritt, dürfen wir getrost Gott überlassen.

Das Ende der Menschheit liegt sehr wahrscheinlich noch in weiter Ferne. Diesen Zeitpunkt nicht zu wissen, macht mir nicht viel aus. Mein eigenes Ende ist da wesentlich näher: Wenn ich so alt wie meine Mutter werde, dann habe ich noch 15 Jahre. Das ist nicht viel. Die letzten 15 Jahre sind schnell vergangen. Und ich weiß ja nicht, ob ich überhaupt noch so viel Zeit habe. Wie will ich am Ende meiner Tage gelebt haben? „Seid wachsam!“ heißt für mich: Jeden Abend dankbar auf den Tag zurückschauen und darüber staunen, wie wunderbar mein Leben ist – trotz aller Begrenzungen, Schwierigkeiten und Probleme.

Sr. Hildegard Schreier MC

1. Sonntag im Advent, Lesejahr A / Mt 24,29-44

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